Mittwoch, 22. Oktober 2008

Der Vulkan ruft !

Auf dem zweithöchsten Vulkan Indonesiens – Rinjani (3724 Meter)

Wieder einmal stand eine freie Woche an und die Zeit musste gut genutzt werden. Wir hatten schon lange geplant den Gunung Agung (höchster Vulkan Balis mit 3142 m) zu besteigen. Aber wir wollten auch unbedingt nach Lombok. Lombok ist eine ca. 4725 km² große Insel etwa 40 km von Bali entfernt mit einer Bevölkerung von 2,4 Millionen Menschen.

Auf Lombok steht der zweithöchste Vulkan Indonesiens, der Rinjani, mit 3724 Metern. Also haben wir (Max, Christoph, Martin und Ich) uns kurzerhand entschlossen den Vulkan auf Lombok zu besteigen. Und das sollte alles andere als einfach werden.

Tag 0

Am 13.10.08 ging es um 08:00 Uhr mit dem Roller los in Richtung Padang Bai und nach unschlagbaren 1 ½ Stunden Fahrtzeit hatten wir den Hafen dort erreicht. Nach der obligatorischen Polizeikontrolle konnten wir dann unser Ticket für 92.000 Rp. (ca. 7 €) kaufen und glücklicherweise direkt auf die Fähre. Rustikal trifft es ganz gut, wobei „Rost“ikal wohl treffender ist. Die ein oder andere Rehling war an diversen Stellen abgebrochen oder viel mehr durchgerostet. Auch die Außenwand und das Ladetor sahen nicht mehr allzu frisch aus. Immerhin gab es Ledersitze. Auf dem „Sonnendeck“ machten es sich dann einige Balinesen auf „1000 Rp. Matratzen“ (Tageszeitung) bequem. Kaum auf der Fähre ging es auch schon los. Die ca. 4 Stunden Fahrtzeit nach Lombok, die mehr oder weniger schnell vorbei gingen, hab ich dann auch auf so einer „Matratze“ verbracht. Nicht wirklich bequem und auch nicht wirklich sauberer als auf dem Boden. Aber dank der Hitze und der hochwertigen Druckerschwärze hatte ich dann den gesamten Sportteil auf meinen Rücken „tätowiert“. Angekommen im Hafen von Lembar auf Lombok ging es dann mit unseren Rollern weiter Richtung Nord-Osten zum Vulkan. Die Rollerfahrt (6 Stunden), zumindest der erste Teil, war traumhaft. Ein Großteil der Strecke verläuft an der Küste entlang. Super schöne, kurvenreiche Straßen gesäumt von Palmen und immer mit einem Blick aufs Meer. Ein Paradies.

Hinter Senggigi wurden dann die Straßenverhältnisse wesentlich schlechter und mit zunehmender Dunkelheit stieg dann auch die Zahl der Schlaglöcher die wir (unfreiwillig) mitgenommen haben. Die Straße hat sich dann mehr und mehr zu einer Teststrecke für Stoßdämpfer entwickelt. Als wäre das noch nicht schlimm genug hatte uns die Dunkelheit dann völlig eingeholt. Einsam fuhren wir vier dann also weiter über die von Regenwald umgebene Teststrecke. Etliche Insekten und Tiere haben uns dann während der Fahrt Gesellschaft geleistet und Max wurde von einer Fledermaus attackiert. Die hat sich zuerst in seinem Gesicht verirrt und ist dann irgendwie in sein Hosenbein geflattert. Nachdem sich dann jeder seiner kleinen Begleiter entledigt hatte ging es weiter und nach gefühlten 3000 km auf dem Roller kamen wir dann endlich in Senaru an. Aber wir wussten immer noch nicht wo wir die Nacht verbringen sollen. Kurz angehalten um nachzutanken wurden wir auch schon von etlichen Indonesiern umlagert. Einer wollte uns zu einer günstigen Unterkunft bringen und gegen eine kleine Bezahlung hat er das auch gemacht. Das Losmen (kleines, günstiges Hotel) hieß Mr. Johns Adventure. Und zufälligerweise bietet Mr. John, seines Zeichen „The Rinjanimaster“ auch Touren auf den Vulkan an. Die Zimmer waren sehr bescheiden aber ausreichend. Sollte ja nur für eine Nacht sein. Mr. John hat uns dann überzeugt seine „Deluxe-Tour“ zu machen. Sozusagen das All-Inclusive Paket mit Essen und Ausrüstung. Dann noch ne kurze Absprache wann es losgehen sollte und ab ging es ins Bett.

Tag 1

Um 06:00 Uhr morgens, nach einer kurzen Nacht, ging es dann also los. Das gebuchte „Deluxe-Packet“ beinhaltet einen Guide (den braucht man auf jeden Fall) und einen Träger pro Person. Neben All Inclusive Essen und Trinken ist auch die Ausrüstung wie Zelt, Schlafsack und Isomatte im Preis mit inbegriffen. Die Träger sind dafür verantwortlich den gesamten Vorrat an Essen (und das war nicht gerade wenig) sowie die komplette Ausrüstung zu tragen. Klamotten und alle anderen persönlichen Gegenstände mussten wir selber tragen.

Nach einer kurzen Fahrt zum Eingang des Nationalparks ging es dann los. Unsere Träger und der Guide haben Flip-Flops getragen. Also haben wir mal daraus geschlossen, dass es nicht allzu schwer wird und Rinjanimaster John meinte auch noch das Turnschuhe vollkommen ausreichend wären. Aber da haben wir uns ordentlich getäuscht.

Die ersten Kilometer ging es durch dichten Regenwald. Angenehme 33° und gefühlte 237 % Luftfeuchtigkeit machten das ganze zu einer äußert schweißtreibenden Angelegenheit.

Die Wege, sofern man das Weg nennen darf waren eine Katastrophe. Einfache Trampelpfade und unwegsames Gelände. Die Natur dort ist einfach spitze und entschädigt für einiges. Aber nicht für alles und die Hitze und die Luftfeuchtigkeit ist eine Tortur. Gestartet bei 600 Metern ü.d.M. ging es dann stetig bergauf. Die erste Pause gab es dann bei Pos 1 (915 m.ü.d.M.). Bei Pos Extra auf 1.165 m.ü.d.M. und Pos 2 auf 1.500 m.ü.d.M. gab es die zweite und dritte Pause mit Essen. Natürlich frisch von unseren Trägern zubereitet und serviert. Deluxe halt J.

Das war dann der Punkt an dem Christoph uns verlassen musste. Eine Erkältung hat ihn so mitgenommen das er nicht mehr weiter konnte und den Abstieg antreten musste.

Position 3 haben wir dann über den Wolken und über der Baumgrenze bei 2000 Höhenmetern erreicht. Bis zum Kraterrand sollten es dann noch etwas über 600 Höhenmeter sein. Der Aufstieg bis zur Pos „Cemara Lima“ war hart. Die Höhe machte sich bemerkbar und die Wege, aus feinem Geröll und Sand, machten den Aufstieg nicht gerade einfach. Unser Guide wollte hier eigentlich übernachten und die Träger schonen. „It´s to windy there“. Nix da! Rinjanimaster hat uns versprochen wir kommen am ersten Tag bis zum Kraterrand. Auch wenn wir alle ziemlich platt waren konnten wir uns motivieren die letzten 100 Höhenmeter in angriff zu nehmen. Klingt ja nicht so viel. Wenn man die dann aber nach schon 2000 absolvierten Höhenmetern gehen soll ist das alles andere als angenehm. Nichts desto trotz haben wir es geschafft und Pünktlich zum Sonnenuntergang waren wir da. Und dieser Moment hat alle Strapazen mehr als kompensiert. Der Ausblick auf den Kratersee und ein Sonnenuntergang der mit keinem anderem zu vergleichen ist, über den Wolken, waren einfach nur fantastisch. Ein unvergesslicher Augenblick.


Während wir weiterhin das Panorama und den Sonnenuntergang genossen haben wurde seitens der Träger schon wieder fleißig gearbeitet. Zelte aufbauen, Lager einrichten und Kochen. Sobald die Sonne weg war wurde es extrem kalt. Geschätzte 10°. Dank starkem Wind gefühlte minus 20. Völlig erschöpft ging es dann auch früh ins Bett.


Tag 2

Um kurz vor 5 klingelte auch schon der Wecker. Denn wer den Sonnenaufgang sehen will muss wohl oder übel früh aufstehen. Und auch das hat sich mehr als gelohnt. Einfach nur fantastisch. Und genauso wie am Abend zuvor hat unsere Crew in der Zwischenzeit gekocht und Sachen gepackt. Zum Frühstück gab es frische Pfannkuchen mit Banane und Sandwich mit Tomate Mozzarella. Dazu dann noch frische Früchte. Also kulinarisch wurden wir bestens versorgt.

Nach dem Frühstück ging es dann los. Auf dem Plan stand der Abstieg zum Kratersee, Baden in den heißen Quellen und der Aufstieg zum Rim. Der Abstieg von den 2600 Metern wo wir übernachtet haben zu dem 2000 m.ü.d.M. liegenden See war lebensgefährlich. Wege gab es so gut wie keine mehr und den Großteil mussten wir an steilen Klippen hin, her und runter klettern. Meine Schuhe (Sneaker und Chucks) waren definitiv das falsche Schuhwerk. Aber Rinjanimaster John meinte das sein völlig ausreichend. Naja, für indonesische Verhältnisse vielleicht. Nach kurzer Zeit kamen dann die Porter an uns vorbei. Mit Flip Flops!! Unglaublich. In unseren Augen absolut lebensgefährlich aber anscheinend für die die normalste Sache der Welt. Am See angekommen konnten wir uns dann erstmal in den heißen Quellen regenerieren. Sehr entspannend! Der Vulkan ist immer noch aktiv und heizt die Quelle auf cirka 50° auf. Als wir dann zum Lagerplatz zurück kamen hatten unsere Helfer schon wieder ganze Arbeit geleistet. Mit einfachsten Mitteln ein wunderbares Essen gezaubert. Mie Goreng mit Hühnchen und dazu Fritten. Da haben die mal schnell ein paar Kartoffeln im Wok frittiert. Verrückt! An Kohlenhydraten hat es uns auf jeden Fall nicht gefehlt.

Nach kurzer Verdauungspause ging es dann wieder rauf auf 2600 Meter. Diesmal zum Rim. Unser Basecamp für den Aufstieg auf den Gipfel.

Auch hier gab es wieder einen atemberaubenden Sonneuntergang. Noch mal ein super Essen eingeschmissen und ab ging es ins Bett.

Tag 3

Diesmal klingelte der Wecker schon um 02:30 Uhr. Der Aufstieg zum Gipfel sollte in der Nacht erfolgen damit wir zum Sonnenaufgang auf dem Gipfel sind. Es gibt ja auch nichts angenehmeres als nach zwei harten Tagen mitten in der Nacht aufzustehen. Martin konnte den Weg zum Gipfel nicht mit antreten da sein Knie keine Lust dazu hatte. Also blieben nur noch Max und Ich übrig.

Nach einem heißen Tee ging es dann los. Mitten im Dunkeln zusammen mit einer Gruppe Franzosen und Holländern Richtung Gipfel. Wir dachten ja das die „Wege“ nicht schlimmer werden können. Tja, falsch gedacht. Es wurde richtig schlimm! Die ersten Höhenmeter gingen noch. Dann wurde der Pfad immer schmaler und wir mussten den restlichen Weg über einen ca. 70 cm breiten Kamm nach oben. Rechts und Links ging es steil bergab. Und wie gesagt, es war dunkel. Was im Nachhinein auch gut so war denn wenn wir das im hellen gesehen hätten wären wir da niemals rauf. Unheimlich gefährlich!

Der Untergrund bestand mittlerweile nur noch aus Geröll. Und bei einer durchschnittlichen Steigung von 30° ist das alles andere als ein einfacher Marsch. Mit jedem Schritt den man macht rutscht man ca. die Hälfte wieder runter. Die Höhenluft machte sich dann auch bemerkbar und die abstände zwischen den Pausen wurden immer kleiner. Die Kälte und der Wind waren extrem und ich musste das letzte Paar Socken in meinem Rucksack zu Handschuhen umfunktionieren. Die meisten Franzosen und Holländer hatten in der Zwischenzeit schon aufgegeben und den Rückweg angetreten. Ich weiß nicht wie aber nach 3 Stunden haben wir die 1100 Höhenmeter unter uns gelassen und haben pünktlich zum Sonnenaufgang den 3724 Meter Hohen Gipfel des Rinjani erreicht. Yeaahhhhh. Ein sehr geiles Gefühl! Unvergesslich!

Den Sonnenaufgang und das Panorama genossen und dann ging es auch schon wieder abwärts. Jetzt wurde das ganze Ausmaß erst richtig sichtbar. Eigentlich unverantwortlich im dunkel diesen „Weg“ zu gehen.

Im Basecamp angekommen gab es erstmal Frühstück. Dann ging es Richtung Tal. Abstieg bis auf 600 m.ü.d.M. Vom Gipfel also mal lockere 3100 Meter abwärts. An dieser Stelle einen ganz besonderen Dank an meine Waden und Oberschenkel das sie mich dabei unterstützt haben.

Im Tal angekommen ging es dann per Bemo zurück zum Rinjanimaster der uns noch mal mit einem Essen beglückte. Dort haben wir dann auch Christoph eingesammelt der dort die ganze Zeit im Bett lag aber jetzt wieder relativ fit war. Dann ab auf die Roller und nach Senggigi. Zimmer gemietet und den wohl besten Schlaf seit langem gehabt ;-).

Tag 4

Von Senggigi ging es dann weiter Richtung Hafen und mit der Fähre nach Padang Bai. Und nach weiteren 2 Stunden Rollerfahrt waren wir endlich zu Hause.

Fazit:

Die Tour war eine echte Herausforderung und mit Sicherheit das Härteste was ich je gemacht habe. Teilweise sind wir fast an unsere Leistungsgrenze gestoßen. Und das ist echt nicht übertrieben. Aber es hat sich definitiv gelohnt!

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